Warum kann mit dem Feminismus keine Debatte geführt werden?

Frage:

Warum kann mit dem Feminismus keine Debatte geführt werden?


Antwort:

Die Frage danach, warum der Feminismus beseitigt werden muss, weil mit ihm keine Debatte geführt werden kann, verlangt eine Antwort. Es sind im wesentlichen drei Gründe:

  1. Fehlende Gesprächspartner
    Der Feminismus setzt Andersdenkende herab, sucht sie zu bekämpfen und zu zerstören.
    Als Muster­beispiel dient das „Streit­gespräch“ zwischen Alice Schwarzer und Esther Vilar, in dem Schwarzer Vilar „eine Sexistin und Faschistin“ nannte. Wenig später wurde Esther Vilar von einem feministischen Schlägertrupp zusammen­geschlagen und außer Landes getrieben. Wenn die Kritik aber nicht von einer Frau kommt, sondern von einem Mann, dann ist das richtig „ungut“ (= böse), Männerrechtler und MANNdat sind „plusungut“ (= sehr böse), WikiMANNia und AfD sind „superplusungut“ (= sehr sehr böse).
    Das führt dazu, dass für eine ergebnis­offene Debatte keine Gesprächs­partner übrig bleiben, die andere Standpunkte vertreten als man selbst und so finden feministische Veranstaltungen immer nur in gleichgeschalteten Echokammern statt.
  2. Fehlende Inhalte
    Der Feminismus verwendet viel Kraft darauf, Begriffe positiv oder negativ zu besetzen. Dann geht es darum, möglichst viele Begriffe und Namen, die allesamt negativ belegt sind, in den Raum zu werfen und darauf zu hoffen, dass am tatsächlichen oder vermeintlichen Gegner möglichst viel Negatives hängen bleibt. Es geht vor allem im Sinne von Punkt 1 darum, den Gegner zur Unperson zu erklären und nieder­zu­machen. Das Inhaltliche spielt dabei keine oder nur eine unter­geordnete Rolle. Dabei werden Personen mit einem Eigenschafts­wort (oder Beiwort) belegt, etwa Alice Weidel (= neoliberal), von Storch (= christlich-fundamentalistisch), Höcke (= völkisch) oder WikiMANNia (= frauen­hassend). Wichtig ist auch, der Feminismus­kritik Pranger­schilder wie „Verschwörungs­theorie“, „Rechts­extremismus“ oder „Hass“ umzuhängen. Wenn dies gelingt, dann hat das in Zeiten der politischen Korrektheit zur Folge, dass man den so Stigmatisierten „keine Bühne“ geben muss. Das ist einerseits bequem, weil man so um das Inhaltliche drumherum kommt, andererseits führt es dazu, dass die Nennung „böser Namen“ die eigene Argument­freiheit ersetzt.[1] Manchmal bemerken Feministinnen dann doch, dass sie argumentativ ziemlich schwachbrüstig sind. So fordert beispielsweise Juliane Lang: „Die von rechts feindbild­geprägten Begriffe Feminismus und Gender müssen wieder von Feminist*innen definiert, mit Inhalten gefüllt und verteidigt werden.“[6] Begriffe werden ausschließlich negativ oder positiv besetzt, ohne sie zu definieren. Dies fängt beim Patriarchat an, geht über die Gleichstellung und endet noch lange nicht bei der „Gender Pay Gap“ genannten Lohn­diskriminierung. Feministen suhlen sich im Schwarz-und-Weiß-Denken, leben in der Wahngewissheit, dass der Feminismus gut sei und mit seinen Theorien die Realität wider­spiegele, und meinen, es sei ausreichend, alles andere negativ zu besetzen.[1]
    Das führt dazu, dass Feministen in einer inhaltlich geführten Debatte hoffnungslos unterlegen wären.
  3. Fehlende Räume für politische Debatten
    Wer Andersdenkenden in einem Diskurs die Bühne nehmen will, der will keine Debatte. Dem Feminismus liegt es also nicht an einer Diskussion. Auch an Universitäten werden unerwünschte Vorträge und Debatten einfach nieder­gebrüllt, oder es werden bereits im Vorfeld Veranstaltungen unmöglich gemacht. Eine andere Variante besteht darin, die Teilnahme an Veranstaltungen wieder abzusagen oder gar nicht erst anzunehmen, wenn sie nicht verhindern können, dass nicht erwünschte Gesprächs­teilnehmer anwesend sein werden. So wurde beispielsweise auf die Frage „Sie sind im Fernsehen zu einer Talkrunde mit einem Vertreter der AfD eingeladen. Nehmen Sie daran teil oder nicht?“ eine Teilnahme entweder verneint oder eine Teilnahme wurde unter der Voraussetzung bejaht, dass die Veranstaltung bei jeder Wortmeldung des AfD-Teilnehmers gestört werden würde.[1c]
    Mögliche Debatten­räume werden also entweder bewusst nicht geschaffen, oder sie werden sogar aktiv sabotiert.

Jeder Punkt begründet für sich, warum eine Debatte unmöglich ist. Die ganze Aussichts­losigkeit der Situation ergibt sich aus der Erkenntnis, dass zu oft sogar alle drei Gründe gleichzeitig zusammen­kommen.

Zur Beseitigung der menschen­verachtenden und gesellschafts­zerstörenden Ideologie des Feminismus gibt es deshalb keine Alternative, denn sonst sind ergebnis­offene Debatten zwischen verschieden denkenden Menschen nicht möglich und die Gesellschaft droht in der Gleichschaltung eines totalitären Zwangs­staates zu versinken.

Männerfeindlichkeit

Männlichkeit gilt offenbar als untragbarer Begriff in Antifa-Kreisen. Weiblichkeit ist erstrebenswert, Männlichkeit hingegen die Inkarnation des reaktionären und rechten Gedankenguts. So einfach funktioniert die Welt in der antifaschistischen Höhle.

An dieser Stelle funktionierte das Sitcom-Gelächter des Publikums bereits hervorragend. Das Lachen auf Knopfdruck oder eher auf Zuruf bestimmter Initiations­begriffe sollte während der gesamten Veranstaltung hervorragend klappen. Für den ersten Schenkel­klopfer war also gesorgt. „Männlichkeit!“ Interessant ist allerdings, dass sich die Antifa an Clips der „heute show“ bedient. […]

Der Begriff rechts wird für alles verwendet, was nicht links ist. Der christliche Glaube ist böse. „Völkische Ideen“, was immer sich auch dahinter verstecken mag, sind ebenfalls böse. Weiße Kinder soll man wohl nicht retten. Zählt man diese Dinge zusammen, ist man bei den Antideutschen. Es ging im gesamten Vortrag darum, Dinge anhand ihres Oberbegriffs zu verurteilen und als rechts abzustempeln. Alles, was nicht passt, ist rechts. […]

Vieles gilt der Antifa als böse. Die Antifa wendet viel Zeit dafür auf, aufzuzählen, was alles „böse!“ ist. Warum aber so vieles böse ist, erfährt man eher nicht. […]

In der anschließenden Fragerunde war das Hauptproblem, dass die grundsätzlich positiv besetzten Begriffe

  • Marsch für das Leben,
  • Lebensschützer,
  • Demo für alle etc.

mit negativen Begriffen der Antifa belegt werden sollten. An dieser Aufgabe scheiterte die Antifa. Sie erwähnten die „feministischen Anführungszeichen“, die man sich bei jeder Nennung, hinzu denken müsse. Weiter kam man nicht.

Zwischendurch durfte immer wieder auf Stichwort gelacht werden:

  • Männlichkeit! – Gelächter
  • Männerrechtler setzen sich für Gleichberechtigung ein! – Gelächter
  • Väter wollen auch ihre Rechte! – Gelächter

Das alles hat Lacher im Publikum hervorgerufen.

Bernhard Lassahn ergänzt:

Die Sprecher der Antifa haben sich als Provinz-Heinis präsentiert, die gefangen sind von einer Denkweise, in der zuerst einmal nach der Zugehörigkeit und nach dem Arier-Ausweis gefragt wird und dann erst nach Gedanken, Meinungen und Argumenten.

Sie nennen beispielsweise katholische Kreise und Bruderschaften (von denen vermutlich noch nie einer gehört hat), als wären das ausschlag­gebende Kräfte. Sie tun so, als müsste man nur das Schimpfwort „katholisch“ sagen, schon hätte man das Konzept der traditionellen Familie ausreichend kritisiert. Sie haben offenbar noch nie davon gehört, dass es Familien­traditionen auch außerhalb der Welt der katholischen Kirche gibt. Bei Frau von Storch wurde nur über ihre Herkunft informiert, nicht über ihre politische Position. Das ist reines Blut- und Boden­denken. Und sie bemerken es nicht einmal.

Wolf Jacobs/Bernhard Lassahn: Der Andi und die Antifa am Abend, Nicht-Feminist am 21. März 2016 (Eine Veranstaltung mit dem besseren Menschen: „Von Maskulinisten bis AfD. Ein Ein- und Überblick zum organisierten Antifeminismus in Deutschland.“ mit Eike Sanders und Andreas Kemper)

Debattenunwilligkeit und -unfähigkeit

Thomas Gesterkamp stellte am Anfang einige Fragen, die eher unbedeutend waren, beispielsweise:

„Sie sind im Fernsehen zu einer Talkrunde mit einem Vertreter der AfD eingeladen. Nehmen Sie daran teil oder nicht?“

Entweder wurde eine Teilnahme verneint oder eine Teilnahme wurde unter der Voraussetzung bejaht, dass die Veranstaltung bei jeder Wortmeldung des AfD-Teilnehmers gestört werden würde.

Der Workshop war belanglos und zeigte deutlich das Niveau auf dem sich der Feminismus befindet.
An den Äußerungen des Publikums wurde deutlich, wie sehr es um die Meinungs­freiheit in feministischen Kreisen bestellt ist: Es ging immer wieder darum, unliebsame Meinungen in der Äußerung zu stören. Es sollte möglichst nicht zu solchen Äußerungen kommen.
Die Nazikeule lag immer griffbereit. Diese bekamen inflationär viele Meinungs­träger zu spüren.

Der weiße heterosexuelle Mann ist als Feindbild offen­sichtlich genug in der Gesellschaft angekommen. Es gibt kaum ein Presseorgan, das nicht über den weißen, hetero­sexuellen Mann herzieht. Ist man nicht in dieser Weise rassistisch und sexistisch, ergeht man sich in Tiraden über männliche Gewalt, das Testosteron und ähnliches. Der weiße Mann ist in den Köpfen als patriarchales Ungeheuer angekommen. […]
Da alles in der Gesellschaft patriarchal, frauen­feindlich ist, muss es dann auch die Familie an sich sein. Feminismus ist auch feindlich gegenüber der Ehe eingestellt. Man könnte schlussfolgern, dass durch die „Ehe für alle“ eine Entwertung der Ehe vorgenommen werden soll, an deren Ende die Abschaffung der Ehe steht. Zunächst aber geht es um die Familie.

Man wendet sich dem „neuen“ Feind Familie zu. Dass dieser Feind gar nicht so neu ist, wird klar, wenn man sich mit US-Feministinnen der 1970er Jahre beschäftigt. Shulamith Firestone war bereits familien­feindlich eingestellt.

Sie fantasiert über eine Welt, in der „künstliche Reproduktion außerhalb des Mutterleibes“ möglich ist, in der ein Kollektiv den Platz der Familien einnimmt („Wir sind die Borg! Widerstand ist zwecklos!“) und Kinder das Recht haben, direkt aus ihren Familien entfernt zu werden, sollten diese missbräuchlich auftreten. Hier werden beispielsweise die späteren Gedanken des Feminismus über die Definitions­macht wichtig. Diese Gedanken kamen in den 1970er Jahren im Feminismus hoch. Und wie Shulamith Firestones Familien­feind­lich­keit auf ihrer Misandrie („Männerhass“) basierte, so ist diese generell im Feminismus vorhanden. Daher ist der Schritt zur feministischen Familien­feind­lich­keit nicht groß und diese Familien­feind­lich­keit wurde auf der Veranstaltung „Gegner*innen­aufklärung“ deutlich.

Wolf Jacobs: „Gender*innenaufklärung“: Das Fazit

Über Ilse Lenz

[Ilse Lenz] bemühte sich, den Eindruck zu vermitteln, sie sei zu einer differenzierten Sicht auf ihre Kritiker fähig. So wollte sie beispielsweise Geschlechter­konservative, mit denen man reden könne und die durchaus wertschätzend über Frauen dächten und oft für fortschrittliche Positionen offen wären, von den bösen Antifeministen getrennt wissen. Und, ja, selbstverständlich sei Kritik am Gender Mainstreaming erlaubt (mehr dazu später).

Mit ironischem Unterton benannte sie dann Aussagen von Kritikern, ohne dem eine Entgegnung hinzuzufügen, als sei die Kritik mit der bloßen Benennung bereits zurückgewiesen. Gender Mainstreaming sei von oben eingesetzt? – Haha! Gleichberechtigung müsse wieder Chancen­gleichheit bedeuten? – Wie absurd! Gender Mainstreaming sei eine Ideologie? – Man stelle sich das vor, eine Ideologie! Der Ideologie­vorwurf fehle nie, und das sei doch ein Widerspruch in sich, dass eine Wissenschaft, die angetreten sei, um Dinge zu hinterfragen, als Ideologie bezeichnet werde.

Gender Mainstreaming genüge keinen wissenschaftlichen Kriterien, sagen die Kritiker – man würde doch erwarten, dass dieser Vorwurf mit Beweisen untermauert werde. Merke: Nicht etwa derjenige, der Steuergelder verbraucht, muss den Sinn seiner Arbeit nachweisen, sondern sein Kritiker den Unsinn. Wer eine solches Weltbild sein eigen nennt, findet vermutlich auch, dass ein der Vergewaltigung beschuldigter Mensch seine Unschuld beweisen muss und nicht etwa das Gericht seine Schuld.

Frau Lenz erklärte Kritik gegen Gender Mainstreaming zum Angriff auf Wissenschafts­freiheit, und es ginge den Kritikern um die Definitionsmacht. Überhaupt, die seien gegen Gleichstellung als Staatsziel, die hätten wohl nicht wahrgenommen, dass das im Grundgesetz stehe. Nein, Frau Lenz, dort ist von Gleichberechtigung die Rede.

Was die Frage betraf, wie man Kritik begegnen könne, so betonte sie die Wichtigkeit von Bündnissen und Vernetzungen und kam zu dem Schluss, man hätte der Öffentlichkeit die Potenziale und Leistungen des Gender-Ansatzes nicht genug deutlich gemacht. Also die übliche Strategie von Politikern: Wenn das Volk mit einer Sache nicht einverstanden ist, muss nicht etwa die Sache überdacht, sondern nur die PR verstärkt werden.

Weitere Bonmots gefällig?

  • „Antifeminismus ist ein Angriff auf Frauen.“
  • Über die Haltung Konservativer zum Bildungsplan: „Kinder sollen nach deren Meinung keine sexual­pädagogische Ausbildung erfahren, das wollen die selbst machen.“
  • Akif Pirinçci ist aus der Geschichte getilgt worden.“

Eine interessante Frage wurde im Anschluss gestellt, nämlich wo Frau Lenz die Grenze zwischen legitimer und nicht legitimer Kritik ziehe. Die Antwort: Wenn der Kritiker den Ansatz des Gender Mainstreaming nach­voll­ziehen und auf dieser Grundlage kritisieren würde, wäre das in Ordnung. Mit anderen Worten: Kritik nur von Gläubigen.

Ach ja, und eine Sozial­wissen­schaftlerin schwadronierte von der jahr­tausende­alten Diskriminierung der Frauen, die sich so verfestigt habe, „dass man erst woanders hingehen muss, damit es einem auffällt“. Ehrlich? Sie müssen ins Ausland reisen, um Benachteiligungen zu merken? Davon können Männer nur träumen.

Gunnar Kunz: Gläubige unter sich, Alternativlos-Aquarium am 1. Juni 2016

Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand auf mich schon mal so bösartig gewirkt hat. Völlig auf Kampf gegen den bösen Rest der Welt fixiert. Die feuerte da eine Kanonade ab, wie fies, dreckig, schmutzig Antifeminismus wäre. Sie pickt sich dazu immer irgendwelche Sonderfälle heraus und beschimpft und verallgemeinert die dann.

Etwa der Fall Kachelmann, in dem man mit einem „Diskurs der Gleichheit“ die Frau als Lügner hingestellt hätte. Natürlich Akif Pirinçci zitiert (obwohl ich dessen Ausdrucksweise meist ziemlich daneben finde, obwohl er inhaltlich oft richtig liegt, brachte sie komischerweise einen Satz, den ich ziemlich in Ordnung fand). Und dann, natürlich, Attentäter Anders Breivik, der seine Tat mit Feminismus begründete. Seit es den gab, sind alle Feminismus­kritiker Massen­mörder.

(Es gibt das Godwin’s Law, wonach in jeder Diskussion früher oder später ein Nazi-Vergleich auftaucht. Eine Abart davon kommt im Feminismus vor. Früher oder später kommen sie alle mit Anders Breivik. Ständig klagen sie über Vorurteile, Stereotype, Rollen­bilder, aber Männer sind für sie alle wie Anders Breivik oder Jörg Kachelmann. Entweder vergewaltigen sie ihre Frauen oder ermorden sie.)

Jedenfalls, so meinte sie, habe Anders Breivik zu einer Spaltung in der Szene geführt, weil manchen Männern Antifeminismus unangenehm geworden sei. (Es gibt nur eine Art, gegen Feminismus zu sein, und das ist die von Breivik.)

Ja und dann natürlich die böse Bewegung, die den Schul­unterricht über sexuelle Vielfalt damit verunglimpft, dass damit der Kindesmissbrauch gefördert würde, dabei sei es doch erst der Feminismus gewesen, der Kindesmissbrauch überhaupt aufgedeckt hat. Und jetzt kämen böse Eltern und wollten ihre Kinder vor Feminismus schützen.

Auch die AfD wird abgewatscht, denn die seien ja die Anti­feministen im politischen Spektrum. Ganz schlimm. Denn die würden sich ja aus dem Adel und der reichen Mittelschicht rekrutieren. In der Arbeiter­schicht gäb’s nämlich keinen Frauenhass, aber die wären ja auch nicht bei der AfD.

Oder diese widerlichen Lebens­schützer, die gegen Feminismus protestieren. Lebens­schützer. Einfach ekelhaft.

Aber das würde bald alles besser, denn es gäbe ja demnächst ein Gesetz gegen Cybermobbing und Sexismus. Sei auch dringend nötig, weil nicht nur Frauen, sondern auch Männer, die für Feminismus sind, massiv gemobbt würden. Das läge an der Prekarisierung, der Arbeits­markt­lage, und der Abwertung von Lebens­biographien. Das führe dazu, dass sie andere mobben. […]

[In der] Fragerunde […] habe [ich] ganz lieb und brav die „Verständnis­frage“ gestellt, dass sie bisher Antifeminismus nur in Kategorien von Hass und Polemik beschrieben, und ob es nur solchen gäbe, oder ob es auch andere Gegen­positionen, etwa sachliche, oder gar berechtige Einwände gäbe, und sie die nur nicht erwähnten. Schnippisch-spitze Frage aus dem Publikum „Welche denn?“. Na, sage ich, das wolle ich ja vom Podium wissen, ob es solche gäbe.

Man erklärte vom Podium kategorisch, sachliche Feminismus­kritik gäbe es gar nicht. Gejohle, Beifall aus dem Publikum.

Die glauben wirklich und allen Ernstes, Feminismus sei unkritisierbar, es gäbe keine berechtigte Kritik daran. Die sagen das nicht nur zum Spaß, die glauben das wirklich. Kritik an Feminismus ist nicht möglich. Ein völlig totalitäres Weltbild.

Ich frage also nach, nunmehr nicht mehr so lieb: „Sie halten sich also für unfehlbar? Es gibt keine Kritik?“

Autsch. Der hat ihnen weh getan.

Ilse Lenz übernimmt und versucht zu retten. Meine Frage sei befremdlich. Aber natürlich gebe es sachliche und konstruktive Kritik: Nämlich „inner­feministische“ Kritik. Nur die. Beispielsweise hätte es da Aus­einander­setzungen zur Mütterrente gegeben.

Und dann wieder so ein Brüller: Sie begründet dies damit, dass aus welt­anschaulicher Richtung keine sachliche Kritik möglich sei. Und wieder werfen sie anderen ihr eigenes Fehlverhalten vor, denn eine Weltanschauung ist hier nur der Feminismus.

Hadmut Danisch: Veranstaltungsbericht: Was tun gegen Antifeminismus?, Ansichten eines Informatikers am 4. Dezember 2014 (Ein Veranstaltungsbericht zu Bewegungsgespräch: Was tun gegen Antifeminismus? in der Humboldt-Universität.)

Veranstaltungsbericht zu Gegner*innenaufklärung – Informationen und Analysen zu Anti-Feminismus der Heinrich-Böll-Stiftung

Gestern habe ich mir die Veranstaltung Gegner*innenaufklärung – Informationen und Analysen zu Anti-Feminismus der Heinrich-Böll-Stiftung angetan.

Es waren rund hundertsiebzig Menschen gekommen, etwa neunzig Prozent Frauen. Auch, wenn es sich dabei überwiegend um Mitglieder der feministischen Seilschaften gehandelt hat – Gender­professorinnen, Gleichstellungs­beauftragte, die Autorin eines Gender­manifests, Mitarbeiterinnen von Dissens, die frauen­politische Sprecherin einer Landtags­fraktion der Grünen, ein Mann mit Abschluss in Gender Studies –, fand ich es doch bedrückend, dass sich so viele junge Menschen ideologisch vereinnahmen lassen.

Um es vorweg zu nehmen: Die Veranstaltung war von erschreckender Banalität und Unbedarftheit. Argumente hatte ich ohnehin keine erwartet, aber doch wenigstens mehr als Plattitüden. Im Grunde ging es den ganzen Tag nur um die Frage: Wie schaffen wir es, unsere Kritiker zum Schweigen zu bringen?

Wie immer wurden dabei alle in einen Topf geworfen, die sich negativ gegenüber dem Feminismus äußern und damit die fortschrittlichen Kräfte, als die die Redner sich sahen, bedrohen. Die Grußworte, die Henning von Bargen vom Gunda-Werner-Institut sprach, würde ich unter der Überschrift „Einstimmen aufs Feindbild“ zusammenfassen. Dieser Feind ist in seinen Augen konservativ – rechts – anti-aufklärerisch. Und bürgerliche Kräfte würden sich zunehmend autoritären Strukturen gegenüber offen zeigen.

Sebastian Scheele

Sebastian Scheele hielt dann einen Vortrag zum Thema Von Anti-Feminismus zu „Anti-Genderismus“? Kernthese: Der Antifeminismus früherer Jahrzehnte sei männer­zentriert und auf kleine Gruppen begrenzt gewesen, der jetzige hingegen familien­zentriert und damit von größerer Breiten­wirkung.

Scheele liebt offenbar den inflationären Gebrauch von Adjektiven, rhetorische Floskeln („bürgerlich hetero­normative Kleinfamilie“) und andere Worthülsen. Insbesondere „kritisch-analytisch“ fiel praktisch in jedem zweiten Satz und erinnerte mich an das früher in ähnlicher Weise als Leerformel benutzte „Marxismus-Leninismus“ in der DDR.

Um zu begründen, dass Männer kein Recht hätten, sich als Opfer zu fühlen, behauptete er allen Ernstes, dass es ja in den letzten Jahren eine Aufwertung von Väterlichkeit gegeben und eine Stärkung der Position von Vätern statt­gefunden habe, dass eine Männer­politik etabliert worden sei – hier nannte er, kein Witz, das Bundesforum Männer –, dass Gender Mainstreaming, obwohl 1999 als verpflichtende Aufgabe verankert, zurück­geschraubt worden und auf Bundesebene entschlafen sei und neben Irland und der Slowakei nur Deutschland keine entsprechenden Strukturen aufgebaut hätte und dergleichen mehr. Und man hätte es verabsäumt, den Gegnern von Gender Mainstreaming etwas entgegen­zu­setzen, und durch dieses Schweigen einem stärker werdenden Gegenwind Raum gegeben.

Gisela Notz

Gisela Notz hielt einen monotonen Vortrag unter dem Titel Brauchen wir einen neuen Familismus? mit ebenso nichts­sagendem Wort­geklingel wie ihr Vorgänger („Einfluss konservativer Kreise“). Auch die zusammen­hang­los an die Wand projizierten historischen Familien­bilder konnten die einschläfernde Wirkung ihres Vortrags nicht mildern.

Unter anderem beschrieb sie Familismus als Komplize des Patriarchats und Keimzelle des Kapitalismus und die Kleinfamilie besonders für das Unternehmertum interessant, als arbeite nicht gerade der Feminismus dem kapitalistischen System in die Hände, indem er nach dem Motto „Teile und herrsche“ von den eigentlichen Ursachen sozialer Missstände ablenkt und die Familie zerstört, um Kinder frühzeitig zu indoktrinieren und Mann und Frau zur verfügbaren Arbeitsmasse zu machen.

Nein, sagte Frau Notz gegen Ende der anschließenden Diskussion, sie verurteile niemanden, der in einer Kleinfamilie lebe, möchte diese aber auch nicht bevorzugt wissen. Wie kann eine Frau mit einer solchen Einstellung ehemals Versitzende des Bundesverbands von Pro Familia gewesen sein?

Gunnar Kunz: Gläubige unter sich, Alternativlos-Aquarium am 1. Juni 2016

Erlebnisberichte und kritische Artikel:

  1. Feminismus akut: „Gender*innenaufklärung“: Heinrich-Böll-Stiftung legt nach, Nicht-Feminist am 13. August 2016
    1. „Gender*innenaufklärung“: Ilse Lenz
    2. „Gender*innenaufklärung“: van Bargen, Scheele, Notz
    3. „Gender*innenaufklärung“: Das Fazit
  2. Verschwörung, Verschwurbelung, Verschwendung: Das Gunda-Werner-Institut tagt, MANNdat am 7. Juli 2016
  3. Gunnar Kunz: Gläubige unter sich, Das Alternativlos-Aquarium am 1. Juni 2016
  4. YouTube: Analyse Anti-Maskulistischer Strategien – MaMMoNMaGaZiN (20. August 2016) (Länge: 77:27 Min.)
  5. Wolf Jacobs/Bernhard Lassahn: Der Andi und die Antifa am Abend, Nicht-Feminist am 21. März 2016 (Eine Veranstaltung mit dem besseren Menschen: „Von Maskulinisten bis AfD. Ein Ein- und Überblick zum organisierten Antifeminismus in Deutschland.“ mit Eike Sanders und Andreas Kemper)
  6. Juliane Lang: Strategien im Umgang mit Rechtspopulisten und extremer Rechter: Antifaschismus und Feminismus zusammen denken, „Gender*innenaufklärung – Informationen und Analysen zu Anti-Feminismus“, Tagung des Gunda-Werner-Instituts am 31. Mai 2016