„Ich hatte eigentlich eine ziemlich normale, glückliche Kindheit“, beginnt die YouTuberin Nele ihre Geschichte. Schon in der Grundschule hätte sie sich gewünscht, ein Junge zu sein. Mit dem Teenager-Alter kamen dann die Depressionen und Selbstfindungsstörungen.
Weil Medien, Internet-Communities und ihr Therapeut es ihr bestätigten, glaubte sie trans zu sein und fing an Testosteron zu nehmen – heute bereut sie diese Entscheidung und möchte für das Thema sensibilisieren
Damit fing alles an: Hass auf eigenen Körper
Wie viele Mädchen in der Pubertät hatte Nele Schwierigkeiten mit dem eigenen Körper: Sie fühlte sich nie dünn genug, um akzeptiert zu werden, hasste ihre Hüften, ihre Brüste, ihren Frauenkörper.
Im Alter von 19 Jahren war die einzige Kontroll-Möglichkeit in ihrem Leben das Kalorienzählen – aß sie etwas ohne die Kalorienzahl zu prüfen, weinte sie danach.
Mit modernen weiblichen Rollenbildern konnte sie sich nicht identifizieren – und dann kam noch die Sexualität mit ins Spiel: Erst identifizierte Nele sich als bisexuell, dann als pansexuell.
„Irgendwie bin ich dann über das Thema Trans-Identität gestolpert.“, erklärt sie – vor allem in den Medien kam das Thema immer wieder auf.
Medien und Online-Communities bestätigten sie in ihrem Glauben
Für die junge Frau, die ihren Körper hasste, waren diese Medien-Berichte quasi Öl ins Feuer – sie recherchierte im Web: „Wie kann ich meine Brüste loswerden?“
Hinzu kamen Überlegungen, sich als Transgender zu bezeichnen, um die Brustentfernung bezahlt zu bekommen. Nele wusste: „Okay, wenn man transident ist, kann man seine Brüste entfernen lassen – und das wird von den Krankenkassen übernommen!“
Als sie dann auch wieder begann über Rollenbilder nachzudenken, kam die fatale Schlussfolgerung: „Dann bin ich keine Frau!“
In Online-Communities fand Nele Menschen, die genauso dachten wie sie und wussten, wie es sich anfühlte, sich nicht mit dem eigenen Geschlecht identifizieren zu können. Endlich fühlte sie sich akzeptiert: Auch Familie und Freunde unterstützten ihr Outing.
Mittlerweile sieht sie es kritisch: Lebensverändernde Diagnose nach zwei Monaten
Doch ihr neues Leben als Transgender war nur eine scheinbare Idylle: Nele hatte ein Jahr lang nur noch über das Thema nachgedacht, kaum geschlafen, weinte und brach fast jeden Tag zusammen.
Dann kam die Therapie – und sie fühlte sich gut an. „Ich glaube ich bin Transgender“, sagte sie dem Fachmann, „vielleicht können Sie mir weiterhelfen, Antworten zu finden – vielleicht ist es was anderes?“
Aber Neles Therapeut, der „trans-spezialisiert“ war, kannte nur eine Antwort: „Ja, Sie sind Transgender“ und meinte, dass er sich „noch nie bei einem Patienten so sicher gewesen wäre.“
Deswegen verkürzte er die Zeit bis zur Hormonbehandlung auch auf zwei Monate, obwohl man in Deutschland eigentlich mindestens sechs Monate Vorlauf dafür braucht.
Damals freute sie sich, aber heute sagt sie: „Mittlerweile sehe ich das kritisch, dass der Therapeut nicht kritischer war, was das anbetrifft.“
Transsexualität aus Realitätsflucht: Symptome blieben trotzdem
Mit den Hormonen und ihrer neuen Identität gelang Nele die Flucht vor der Wirklichkeit, aber die Symptome blieben – und verschlimmerten sich sogar. Sie dachte sogar an Selbstmord! Glücklicherweise fand sie eine gender-kritische Freundin, die ebenfalls eine Trans-Geschichte hinter sich hatte und sie in die richtige Richtung wies.
Nele realisierte, dass sie nicht einfach trans geboren wurde und erforschte die Gründe: „Dann wurden auf einmal viele Dinge für mich sehr logisch. Klar, meine Ess-Störung hat da mit reingespielt, weil Testosteron zu nehmen auch dazu führt, dass mein Körper mehr Kalorien verbrennt, dass ich meine Hüften verliere, dass ich generell dünner werde.“
Doch auch fehlende Vorbilder für Frauen und Übersexualisierung hätten eine Rolle gespielt.
Man verschrieb ihr Östrogen-Creme gegen Testosteron-Schmerzen
Über die Folgen der Therapie kann Nele in ihrem mutigen Video heute offen sprechen: Vom Testosteron bekam sie gesundheitliche Probleme im Intimbereich, über die sie kein Arzt aufgeklärt hatte.
„Es gibt keine Langzeitstudien über die Effekte von Cross-Sex-Hormonen“, betont sie heute. Bei Neles Krankheit handelt es sich um eine vaginale Atrophie, die sonst vor allem bei Frauen in den Wechseljahren auftritt.
Gegen die Schmerzen verschrieb man ihr eine Östrogen-Creme und sie dachte sich: „Wie absurd ist das denn? Ich nehme Testosteron und dann leg ich noch etwas Östrogen dazu, um das Gleichgewicht zu erhalten, obwohl mein Körper das ganz alleine machen könnte, ohne irgendwelche Medikamente!“
Erkenntnis: Geschlechtsumwandlung war ein Verdrängungsprozess
Von da an wurde Nele klar: „Die ganze Transition ist nicht nur ein Verdrängungsprozess, Testosteron tut mir halt auch wirklich physisch schlecht.“
Diesen Verdrängungsprozess und die Geschlechtsumwandlung rückgängig zu machen, ist nicht leicht, aber für die junge Frau ist es eine Chance, ihren Körper so zu lieben, wie er wirklich ist.
Ihre bewegenden Schlussworte:
„Ich weiß nur, dass ich mir gewünscht hätte, dass mein Therapeut mir gesagt hätte: ‚Du bist nicht im falschen Körper geboren, du bist nicht transgender geboren. Du kannst dich so identifizieren, aber lass uns doch erstmal versuchen, an einen Punkt zu kommen, an dem du deinen Körper nicht hasst. Ich wünschte, ich hätte vorher gewusst, dass es für mich auch einen anderen Weg hätte geben können.“
Quelle: Ex-Transmann bereut Umwandlung und kritisiert Therapeuten, FlinkFeed – archiviert am 22. September 2020, YouTube-Beitrag
Siehe auch WikiMANNia: Geschlechtsumwandlungsbedauern
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