Ein deutscher Mann übt das eheliche Züchtigungsrecht in der Ehe nicht aus und scheitert damit gründlich

Eins hinten drauf und gut ist

Ein biographischer Bericht von Wolfram Steffen

Es gibt Situationen, bei denen möchte man schon an Schicksal glauben. Oder an den großen Gott, der alles irgendwie einfädelt. Ich hatte es zwar nie wirklich mit dem Glauben, aber ich stamme aus einer Familie, in der man das mit dem Herrgott sehr ernst nahm und auf seine Gebote achtete. Dazu gehörte vor allem das eiserne Prinzip: Gevögelt wird nur mit Lizenz. Die Englisch­kundigen wissen natürlich, was damit gemeint ist. Im Englischen heißt nämlich die Heirats­urkunde tatsächlich „Marriage License“, also Heiratslizenz und stellt damit eine Art Erlaubnis dar.

Meine erste Erlaubnis erhielt ich nach der langen und wichtig klingenden Ansprache eines kirchlichen Würden­trägers, dessen Gotteshaus auf einer kleinen Karibik­insel stand. „Bis dass der Tod euch scheidet“, hieß es da und alle guckten ganz feierlich. Auch dass die Frau ihrem Mann Gehorsam schulde, gehörte zu den Regeln, was ich durchaus mit Wohlwollen aufnahm und triumphierend auf sie herabblickte.

Mein Schwiegervater war mit sieben Töchtern geschlagen, bevor er die Hoffnung auf einen Jungen aufgegeben hatte. Zwei waren schon verheiratet, auf die mittlere war meine Wahl gefallen und er schien recht froh zu sein, sie endlich loszuwerden. Sie war offensichtlich ein ziemlich rebellisches Kind gewesen und er hatte keine seiner Töchter so oft züchtigen müssen wie sie, verriet er mir und informierte mich über dieses nicht uninteressante Detail wohlweislich erst, nachdem der Vertrag bereits geschlossen war.

So ein Gespräch unter Männern führte man auf der Insel normalerweise vor der Hochzeit, aber das hatte sich in unserem Fall irgendwie nicht ergeben. Sie lebte nämlich seinerzeit in New York und ich irgendwo bei Stuttgart und wir waren eigentlich nur zur Hochzeit in ihre Heimat geflogen, bevor sie endgültig zu mir zog. Auch sie war nämlich der Meinung, ohne Lizenz läuft nichts.

Aber ihr Vater legte dennoch großen Wert darauf, mit mir ein ernsthaftes Gespräch zu führen. Es fand statt, als die recht üppig dimensionierte Hochzeitsfeier noch voll im Gange war. Sprich, der Reggae dröhnte aus riesigen Laut­sprechern und tausend fantasie­volle Drinks, die alle irgendetwas mit Rum zu tun hatten, zeigten übersehbare Wirkung. Unser Gespräch fand draußen auf der Veranda des Hauses, in dem meine Liebste aufgewachsen war. Die galt während der Unterredung für alle anderen Familien­mitglieder als Sperrgebiet, denn hier ging es um wichtige Themen, die nur Schwiegervater und Schwiegersohn etwas angingen.

Ich war damals noch ziemlich jung und wollte eigentlich nur endlich Hand anlegen und das tun, wozu ich ja jetzt die Lizenz hatte. Aber andere Länder, andere Sitten, dachte ich mir und war gespannt, was mir der alte Mann zu sagen hatte.

Seine Ratschläge erschöpften sich im Wesentlichen darin, dass ein Mann seiner Familie vorzustehen hatte und es ganz wichtig sei, dass er seine Frau von Anfang an in Unterwürfigkeit halte. Besonders junge Frauen würden gerne über die Stränge schlagen, so seine Überzeugung, und ein Mann solle durchaus mal den Lederriemen nehmen, um sie zurecht­zu­weisen. Er wünschte mir viel Erfolg dabei und war sich sicher, dass ihre Erziehung noch lange nicht beendet war.

Ich hatte es also mit einer bildhübschen jungen Frau zu tun, die so erzogen worden war, wie es hierzulande schon seit den 1950er Jahren verpönt bis verboten ist. Und die offen­sichtlich davon ausging, dass sie jetzt lediglich von der Hand ihres Vaters in die ihres Ehemannes gewechselt war, der zweifellos diese Erziehung fortsetzen würde.
Genau das tat ich aber nicht und das war vielleicht der größte Fehler meines Lebens. Es war eine ungenutzte Chance, die mir das Schicksal zugespielt hatte, denn in so manchen Situationen, die wir im Laufe der folgenden 20 Jahre erleben sollten, hätte ich gute Lust gehabt, den Rat ihres Vaters zu befolgen und meinen Ledergürtel aus der Hose zu ziehen, anstatt stundenlang mit einem verwöhnten Weib zu streiten. Ich habe es aber nur einmal getan und das war in der Nacht, bevor ich mich für immer von ihr verabschiedete.

Man sollte sich eben manchmal nicht allzu klug fühlen und auf die älteren Männer hören, die all das schon hinter sich haben, was man selbst erst noch lernen und erfahren muss.
Man kann darüber denken, was man will, aber die neu gewonnene Erfahrung hatte sich für mich durchaus als Lustgewinn erwiesen. Ich würde zwar nie eine Frau mit den Fäusten traktieren und krankenhausreif schlagen, ganz gleich was sie angestellt hat. Aber so eine gezielte Tracht Prügel hat schon was. Vor zwei, drei Generationen hatte der deutsche Ehemann sogar das gesetzlich verankerte Recht darauf. Heute genügt schon eine Ohrfeige und er gilt als übler Schlägertyp, den man umgehend wegschließen sollte. Nach dem Grund dafür fragt seltsamerweise keine der geifernden Emanzen, die natürlich voll damit beschäftigt sind, die Frau zu bedauern und von der angeblich weit verbreiteten häuslichen Gewalt zu reden.

Mit einer treuen Leserin habe ich das Abenteuer Frau mittlerweile neu aufleben lassen. Eigentlich war sie ja mindestens zwei Jahrzehnte zu jung für mich. Aber sie gab sich auffallend höflich und respektvoll in den E-Mails, die wir monatelang austauschten und dieser Eindruck blieb auch erhalten, als sie mir zum ersten Mal im Restaurant eines großen, anonymen Hotels gegenübersaß: ein hübsches, schlankes Ding mit langen blonden Haaren. Eine junge Frau, die es zwar im Leben durchaus zu etwas gebracht hatte, aber ihre devote Ader dennoch nicht verbergen konnte. Und wohl auch nicht wollte.

Sie war ein Kind der Globalisierung: Mutter Engländerin, Vater Australier, aufgewachsen in England, Australien und Kanada, schließlich hängen­geblieben im deutschen Hamburg. Sie wären sechs Mädchen zu Hause gewesen, erfuhr ich. Ihr Vater sei eigentlich ständig auf Reisen gewesen. Aber er hatte seine Familie voll im Griff. Und er hatte sehr traditionelle Vorstellungen von Erziehung. Verfehlungen der Töchter wurden ihm von seiner Frau gemeldet. Für die sich daraus ergebenden Bestrafungen waren dann ausgewählte Familien­mitglieder zuständig. Das waren ausnahmslos Männer und die Bestrafungen bestanden grundsätzlich aus Hieben mit einem Lederriemen.

Eine Frau, die auf so eine Kindheit zurückblickt, wird entweder zur Emanze und hat zeitlebens ein Problem mit Männern. Oder sie entdeckt ihre devote Ader und entwickelt sich zu einer Frau, die sich nach einer starken Hand sehnt, die sie an der kurzen Leine führt und das gesamte Repertoire zwischen Liebe und Strafe beherrscht.

Nein, zum Tyrannen bin ich nicht geworden. Ich habe auch keinen Hass auf Frauen schlechthin. Viele Entgleisungen, von denen hier die Rede ist, muss man nämlich nicht ihnen, sondern den Gesetzen anlasten. Und die dienen in erster Linie dafür, zumeist auf dem Rücken des Mannes den Sozialstaat von Kosten zu entlasten. Ich empfinde durchaus echte Liebe und Zuneigung zu meinem höflichen Mädchen. Aber ich fühle mich durchaus frei, ihr manchmal ein paar hinten drauf zu geben, wenn sie es offensichtlich braucht. Manchmal auch mehr, wenn sie es übertrieben hat.

Man darf eben nicht vergessen: Gesetze gelten immer nur bis zur nächsten Grenze. Dahinter kann es völlig anders aussehen und was hier verboten ist, kann jenseits des Schlagbaums völlig normaler Alltag sein. Daher rate ich meinen männlichen Mitmenschen: Denkt global, wenn es um Frauen geht. Nutzt die Ressourcen, die es immer noch gibt. Und macht von Anfang an klar, wer das Sagen hat.


Quelle: Wolfram Steffen: Eins hinten drauf und gut ist, Das Männermagazin am 11. Juli 2022

Kommentar schreiben

0 Kommentare.

Kommentar schreiben


Hinweis - Du kannst dies benutzenHTML tags and attributes:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>